Presse anlässlich der Ausstellung in der KreisHausGalerie 2016

Abschluss-Rede von Professor Thomas Egelkamp bei der Übergabe der Diplome:

 

"Das Sabine aus Köln kommt, das ist sofort klar. Das hat viel mit dem Rheinland zu tun. Also mir war das gar nicht so klar... mir ist das heute Morgen beim Aufbau erst klar geworden. Denn auch sie arbeitet biografische Dinge, Erlebnisse, gleichzeitig Elemente ihrer Kindheit, Orte wo sie groß geworden ist, auf, scheinbar ein großes Thema in der Kunst, das biografische Element, welches durchkommt. Und in hervorragender Weise bringt sie das kindliche, das spielerische Moment gleichzeitig mit diesem surrealen Moment zusammen. Die Bilder haben immer etwas Surrealistisches. Wo man sagt, die Welt ist nicht so wirklich, aber eigentlich kann ich sie gut nachvollziehen. Wie bei Alpträumen, die auch viel über einen aussagen. Und wenn man genau hinguckt, auch sehr humorristisch. Und gleichzeitig das Surreale, Skurile und Humorristische ist dir wunderbar gelungen. Und deshalb einen herzlichen Glückwunsch!"

 

 

Rede zur Ausstellungseröffnung Heimat –(k) ein Ort!? 2013

 

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen,

keine Ausstellungseröffnung ohne den herzlichen Dank an all jene die zum Gelingen beigetragen haben,

zu allererst Dank an die Künstlerinnen und Künstler, die sich auf das Thema „Heimat“ eingelassen haben, Dank an den Vorstand des Fördervereins Maler der Eifel, welcher der Ausstellung im Sinne des Wortes „Raum“ gibt und an all jene, die tatkräftig mit angefasst haben, beim Arrangieren und Hängen, beim Richten der Beleuchtung, beim Transport von Stellwänden und Vitrinen und bei all den hunderterlei Handgriffen, die ein solches Unternehmen verlangen. Ihnen allen meine Wertschätzung und auch Dank an Sie alle, die sie unserer Arbeit und der Kunst Ihre Aufmerksamkeit schenken.

Seien Sie herzlich willkommen.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

die Künstlerinnen und Künstler waren eingeladen, der Frage nachzugehen, was wir heute mit „Heimat“ verbinden, einem Begriff der wie kaum ein anderer so strapaziert, so kommerzialisiert und politisch-ideologisch missbraucht, so überhöht und verflacht worden ist.

 

Heimat - ursprünglich ein nüchternes, strenges Wort. Es bezeichnete Herkunftsland, Geburts- und Wohnort, elterliches Haus, raue Wirklichkeit und Amtsstubenrealität- von Traulichkeit, Poesie und sentimentalem Glanz oft keine Spur.

Eindringlich dargestellt in der Arbeit Axel Rüdiger Westphals, der nur seinen Ausweis aus den Zeiten der Vertreibung zeigt und endlich nach vielen Jahren den Boden „seiner„ Stadt wieder betreten kann, fotografisch festgehalten.

 

Plagt man Andere mit dieser Frage „ Heimat ? heute ? Ein Ort ? kein Ort? So bekommt man statt einer Begriffsbestimmung meist sehr persönliches und konkretes zu hören.

Den Namen eines Ortes oder einer Landschaft. Und immer wieder fällt dann der Satz, da bin ich geboren, da kenne ich mich aus.

Ming Heimat es Kölle, gleich 2 x mal dargestellt, in hunderter kleiner Wahrnehmungen, offen stets für Neues und Aufbruch in der Arbeit von Anne Kammen oder in der Fotografie von Karla Götze, ein Köln in schönem Glanz und doch voller Kratzer, Beschädigungen und Verletzungen.

 

Heimat - so scheint es, bezeichnet eine unverwechselbare Erfahrung an Vertrautheit, die wir unmerklich aufnehmen mit Auge und Ohr, in Bildern und Klängen, selbst in der Eindringlichkeit von Gerüchen.. Die Kittelschürzen in der Installation von Eva Jepsen-Föge, Prilblumen, Buttercreme, Schweinebraten im Bild Sabine di Martinos oder in den Fotografien von Mechtild Roth-Reinecke beim Sonntagsspaziergang im Wald : .... können Sie es riechen

 

Ist Heimat also der Ort der Kindheit? Die Verteidigung einer heilen, überschaubaren, begreifbaren Welt, nach dem trauten Platz auf dem Sofa, unter warmem Licht wie Gisela Gross ihre Heimat beschreibt, gleich neben dem kleinen Haus, der Zelle 14, von Agii Gosse, auch wenn diese fest von Beton umschlossen ist?

 

Ist Heimat die Sehnsucht nach unberührter Natur, deren Veränderungen wir staunend, siehe Mechernich -Nord von Werner Grau oder wehmütig wie Agnes Harff -Hilger Abgebaggert und in der Erinnerung ausgegraben ihren Heimatort Morken im Braunkohlentagebau betrachtet. Oder hoffen wir gar witzig und ironisch mit bunten Legosteinen die Welt anhalten und verändern zu können, wie Klaus Heuser uns zeigt.

 

Oder ist Heimat das Hiersein in einem sozialen Umfeld, das wir immer wieder neu gestalten müssen.

 

So wäre Heimat Lebensmöglichkeit und nicht Herkunftsnachweis, wäre „Welt“ in ihrer Totalität.

 

Als die beschrieben, in der wir miteinander leben, und aufeinander bezogen sind.

 

In der Intensität dieser Fragen und Erfahrungen ist das Bewahren angelegt, ein Schatz des Erinnerns ... Spuren hinterlassend,

Hinterlassenschaften, flüchtig aufgehoben und gesammelt, wie in den Objektkästen Barbara Räderscheidts oder sorgfältig arrangiert wie auf einer Bühne, im Werk von Angela Witteks.

 

Sie zeigen Dinge, die Geschichten erzählen von der Liebe zu,.. dem Verlust um... , Dinge die Neugierde wecken nach dem wer,.. dem wie... dem wo und warum ...

 

Und wenn sich all dies verliert, im Vergessen, sind wir dann „heimat- los“ ? wie Barbara Hoock sehr eindringlich in ihrer Reihe „Pommerland ist abgebrannt“ fragt.

 

 

Verehrte Damen und Herren, die Ausstellung zeigt Bilder und Objekte aus allen Bereichen der bildenden Kunst:

Also Bild und Abbild dessen was als Heimat empfunden wird, sei es als realistische, kritische und beschwörende Darstellung oder als ureigene Erfahrung in Erinnerung und Traum, im Spannungsfeld von Gegenständlichkeit und Abstraktion, sehr einleuchtend präsentiert gleich zu Beginn der Ausstellung zur rechten Fensterseite hin:

 

in der Mitte das „Haus für Margarete“, ein Keramikobjekt von Angela Kissing über und über mit Bild und Text versehen, welche von eben dieser Margarete erzählen, daneben ein Aquarell von Elfie Hellmich, ihr „Blick aus dem Fenster“, Strommasten, weites Land ...

Und davor ein ungegenständliches Bild : „Endlich zuhause“ von Barbara Kroke: ein tiefes, inniges Blau, entstanden aus immer dichter werdender Farbe, voller Schrunden und Risse , Bearbeitungs- ? Lebensspuren ? .., Sie sehen, die Kunst heute und auch diese Ausstellung verlangen Neugier und eine Lust am Fabulieren, die Geschichten der Bilder auf zunehmen und weiter zu spinnen.

 

Denn Kunst vermag keine Antworten zu geben, Kunst ist Frage und Dialog. Sie zeigt, dass Heimat den Menschen gehört und nicht den politischen Parolen, nicht den Feindbildern und erst rcht nicht dem Wahn. In der Kunst ist Heimat erlebte, gelebte Zeit, ... in der Erinnerung, in gegenwärtiger Wahrnehmung und in der Erwartung der Zukunft.

 

Heimat - ein nüchternes, und ein poetisches, ein rätselhaftes, ein der Kunst würdiges Wort.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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FB: Sabine Di Martino